Die Scherkräfte
-Die Fragen und Antworten
Von Susanne Fröhlich-Wagner
Inhaltsverzeichnis
Scherkräfte- Die Definition und ihre Wirkung
Wunden durch Scherkräfte- Die unsichtbare Gefahr
Das richtige Bewegen Ihres Angehörigen im Bett
Hilfsmittel zur Bewegung Ihres Angehörigen im Bett
Hochziehen Ihres Angehörigen im Bett- Zu empfehlen und zu vermeiden
Das Kapitel für Eilige- Auf einen Blick
Von Susanne Fröhlich-Wagner
Co-Autorin: Bianka Meier
Scherkräfte
-Die Definition und ihre
Wirkung
Sie haben sicher schon einmal von dem Begriff gehört: Scherkräfte.
Oder haben Sie gar den Rat erhalten, Ihren Angehörigen nicht mit purer Muskelkraft in seinem Bett Richtung Kopfende zu bewegen?
Warum das so ist, und alles Wichtige zum Thema Scherkräfte finden Sie hier in den folgenden Artikeln.
Was sind Scherkräfte?
Scherkraft bedeutet, etwas auseinanderziehen, zwei Dinge in einen entgegengesetzte Richtung bringen.
Wie muss ich mir die Wirkung von Scherkräften auf einen Körper vorstellen?
Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf Ihrem Sofa.
Der Körper sinkt allmählich ein.
Wir alle kennen das Gefühl, uns von einer Unterlage erst lösen zu müssen, bevor wir aufstehen. Das geschieht durch das Einsinken.
Dieses Einsinken passiert durch die Schwerkraft. Alle Gewebeschichten werden nach unten gezogen.
Der Körper geht dadurch eine Art Verbindung mit der Unterlage ein.
Ich liege also auf dem Sofa, die Schwerkraft hat mein Gewebe praktisch in die Sofaoberfläche gedrückt.
Was passiert dann?
Solange Sie nur dort liegen eigentlich gar nichts.
Bis folgende Situation eintritt:
Jemand sieht Sie dort liegen, beschließt, dass Ihr Kopf, Ihr Körper ruhig noch etwas weiter nach oben in Richtung Armlehne des Sofas bewegt werden könnte.
Nehmen wir an, die Person fühlt sich stark genug, Sie alleine in diese Richtung zu bewegen.
Schließlich muss er Sie nur unter den Armen nehmen, und Sie nach oben in Richtung Armstütze ziehen.
Natürlich würde es jemand, der die Kraft aufbringt es schaffen, mich allein in Richtung Armstütze zu ziehen.
Wo liegt das Problem?
Genau JETZT passiert das Fatale, durch das viele Pflegebedürftige immer wieder durch müssen:
Ihr Hintermann schiebt seine Arme unter Ihren Achseln durch, und beginnt, Sie mit Muskelkraft über die Sofaoberfläche gen Armstützen zu ziehen.
An ihrem Körper wirken auf Ihre Haut und Gewebe die Schwerkraft, die Sie in das Sofa drückt. Und die physische Kraft desjenigen, der an Ihnen zieht auf Ihre Knochen.
Was passiert bei Zug in meinem Körper, wenn die Schwerkraft auf meine Haut und Gewebe wirkt, und jemand zieht an mir?
Ganz einfach:
Ihre Haut und das darunterliegende Gewebe ist in das Sofa eingesunken und wird dort auf eine Art festgehalten, an Ort und Stelle gehalten.
Woran Ihr Hintermann nun zieht, ist Ihr Knochenskelett.
Dazwischen, zwischen Haut und Gewebe und den Knochen liegt weiteres Gewebe wie Fett, Muskeln und Faszien.
Und genau dieses Gewebe gerät nun mächtig unter Stress.
Es wird zwischen Haut, Gewebe und Knochen in unterschiedliche Richtungen gerissen und reißt im schlimmsten Fall.
Was bedeutet das für meinen Angehörigen?
Zuerst einmal:
So eine Scherkrafteinwirkung tut weh.
Es wird oft nach geäußerten Schmerzlauten nach dem "Hochziehen" gerätselt, wo der Betroffene denn Schmerzen haben könnte. Schließlich ist nichts geschwollen, und es ging ihm doch den ganzen Tag gut?
Sein Schmerzlaut kommt vom Auseinanderreißen des inneren Gewebes.
Kann ich die Wunden, die durch Scherkräfte entstanden sind direkt sehen?
Ja und nein.
Die Verletzungen des inneren Gewebes sind unsichtbar.
Was man allerdings sehen kann sind reine Scherverletzungen außen an der Haut.
Das bedeutet, die Haut blieb bei dem erfolgten Zug auf der Unterlage "kleben", und es entstand ein Hautriss oder eine oberflächliche Schürfwunde.

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Wunden durch Scherkräfte
-Die unsichtbare Gefahr
Die Auswirkungen von Scherkräften auf Ihren Angehörigen sind fatal.
Auch wenn diese Wunden, außer es wird durch Zug auch die Haut diese direkt verletzt, nicht sofort sichtbar sind, hat diese Krafteinwirkung für das innere Gewebe Ihres Angehhörigen ernsthafte Konsequenzen.
Kann ich die Wunden, die durch Scherkräfte entstanden sind direkt sehen?
Ja und nein.
Die Verletzungen des inneren Gewebes sind unsichtbar.
Was man allerdings sehen kann sind reine Scherverletzungen außen an der Haut.
Das bedeutet, die Haut blieb bei dem erfolgten Zug auf der Unterlage "kleben", und es entstand ein Hautriss oder eine oberflächliche Schürfwunde.
Wo entstehen oft Wunden durch Scherkräfte?
Dort, wo die Einwirkung der Scherkräfte am Höchsten ist:
-Im Bereich des Kreuzbeines
-Dem Gesäß
Am Sitzbeinhöcker
Als traumatische Wunden, also Hautwunden durch "Gewalteinfluss" von außen entstehen solche Wunden auch
-Am Steiß
-Am Rücken
-Unter den Achseln
-An den Fersen
in Form von länglichen Hautrissen oder gar Abschürfungen an diesen Stellen.
Die Haut reißt hier durch den Zug oder wird abgeschürft.
Kann ich bei meinem Angehörigen durch die Scherkraft auch einen Dekubitus verursachen, ein Druckgeschwür der Haut durch die inneren Verletzungen des Gewebes?
Nein. Nicht direkt.
Ein Dekubitus ist eine Wunde durch einen Gewebstod durch Druck.
Das passiert, wenn dem Gewebe durch Druck die Sauerstoffversorgung abgeschnitten wurde.
Bei Scherkräften wird kein Druck ausgeübt, sondern Zug, was zu einem Reißen von Geweben und Gefäßen führt.
Was hat dann ein Druckgeschwür mit der Schwerkraft zu tun?
Wo Scherkräfte wirken, herrscht auch Druck.
Ohne diesen Druck der Schwerkraft würde der Körper nicht in die Unterlage gezogen, das Gewebe würde sich bei Zug einfach mitbewegen.
Was passiert, wenn zu dem Druck noch die Scherkraft, also der Zug dazukommt?
Durch den Druck wird die Durchblutung und Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff gestört.
Dadurch können Druckgeschwüre entstehen.
Durch das innere Zerreissen von Gewebe und kleinen Blutgefäßen wird diese Entstehung sehr beschleunigt, das Gewebe ist von jetzt auf gleich sehr in der Versorgung beeinträchtigt.
Der Druck, der ja sowieso schon wirkt, aber vielleicht nicht so gravierend gewesen wäre hat nun einen Anschub erfahren.
Es ist ein Dekubitus entstanden.

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Scherkräfte in der Pflege
Auch in der Pflege, beabsichtigt oder nicht, kommt es immer wieder zur Einwirkung von Scherkräften.
Im folgenden Artikel erfahren Sie Situationen, in denen Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Scherkräften ausgesetzt ist.
Was sind Situationen in der Pflege, in denen Scherkräfte wirken?
Das passiert häufig, wenn Pflegebedürftige untern den Achseln gefasst und dann im Bett auf der Matratze Richtung Kopfende gezogen werden.
Die Haut eines Seniors oder bettlägerigen Menschen ist nicht mehr so elastisch.
Ein Senior liegt in seinem Bett etwas weiter unten Richtung Fußende, und soll nun Richtung Kopfende bewegt werden.
Wenn er unter den Achseln genommen und nach oben gezogen wird wirken zwei Kräfte:
Zum einen sein Eigengewicht, das durch die Schwerkraft seinen Körper auf die Matratze drückt.
Zum anderen die physische Kraft von außen, die von oben an seinen Achseln zieht.
Gibt es auch Scherkräfte außerhalb des Bettes?
Ja.
Das Ganze funktioniert auch im Sitzen.
Das Gesäß Ihres Angehörigen wird durch die Schwerkraft quasi in die Unterlage gezogen.
Wenn Sie nun versuchen, die Sitzposition Ihres Angehörigen in einem Sessel oder Rollstuhl durch Zug zu korrigieren, geschieht im Gesäßbereich das Gleiche, als würden Sie Ihren Angehörigen im Bett über die Matratze ziehen.
Wie ist Wirkung der Scherkräfte am Angehörigen?
Was dabei passiert ist Folgendes:
Das Skelett des Körpers bewegt sich durch die auf ihn einwirkende Kraft nach oben Richtung Kopf.
Haut und Gewebe des Pflegebedürftigen am Gesäß oder Rücken bleibt aber dort, oder länger dort wo sie aktuell ist, und zieht entweder erst später oder gar nicht nach.
Es kommt zu inneren, für das bloße Auge nicht sichtbare Verletzungen an Gewebe und kleinen Blutgefäßen.
Wie können äußere, traumatische Wunden durch Scherkräfte entstehen?
Man nennt diese Wunden "Ablederungswunden".
Dabei entstehen die Wunden äußerlich. Der Mechanismus ist der Gleiche wie bei den inneren Verletzungen durch Scherkräfte.
Es wird wieder Gewebe gegeneinander verschoben.
Nur handelt es sich hier um die äußere Hautschicht, die bei Zug auf den Körper auf der Unterlage verbleibt, und dem gleich darunterliegenden Unterhautfettgewebe.
Die Haut wird durch Zug von außen vom Unterhautfettgewebe getrennt. Übrig bleibt eine offenen Wunde
An welchen Stellen können solche Ablederungswunden entstehen?
Solche Ablederungswunden können an allen Körperstellen entstehen, die bei einem "Hochziehen" Ihres Angehörigen im Bett mit der Matratze in Berührung kommen:
-Entlang der Wirbelsäule
-An den Ellenbogen
-Am Gesäß
-An den Fersen
Gibt es noch andere Wunden die durch Scherkräfte entstehen können?
Ja.
Und zwar die sogenannten Hautrisse.
Wie kommt es zu Hautrissen?
Hautrisse entstehen meist an dünneren Hautstellen.
Die Haut unter den Achseln oder zum Beispiel auch in der Analfalte gerät bei Zug unter Stress, und neigt dort zu Rissen.
An der Stelle, an der der meiste Zug auf die Haut kommt, wird sie nachgeben und einreißen.
Man kann sich das in etwa vorstellen wie wenn Mundwinkel einreißen.
Wenn die maximal mögliche Spannung einer Haut erreicht ist, wird sie reißen.
Wieso reagiert die Haut meines Angehörigen so empfindlich?
Wenn jemand an mir zieht passiert doch auch nichts?
Leider haben wir es in der Pflege häufig auch mit Altershaut oder gar Pergamenthaut zu tun.
Diese Haut kann keine Feuchtigkeit mehr speichern.
Sie ist unelastisch geworden, und neigt von sich aus schon zu Verletzungen auf Grund ihrer Trockenheit und verlorenen Spannkraft.
Stellen Sie sich Knetgummi vor, das zu lange an der offenen Luft lag, vielleicht sogar noch in der Sonne. Es wird spröde, fest, unelastisch. Möchte man es auseinanderzeihen reißt es sofort.
In dieser Art hat sich auch die Haut Ihres Angehörigen verändert.

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Das richtige Bewegen Ihres
Angehörigen im Bett
Scherkräfte und dadurch entstehende Wunden zu vermeiden ist kein Hexenwerk.
Es gibt dazu einige Techniken. Unter anderem auch die Kinästhetik.
Wie leicht diese Techniken eigentlich umzusetzen sind, zeige ich Ihnen hier.
Der Hauptpunkt, um den es hier geht ist, die Bewegungen, die Ihr Angehöriger normalerweise alleine für die jeweilige Technik ausführen würde nachzuahmen, und ihn über die Matratze "gleitend" zu bewegen, statt ihn zu ziehen oder zu heben.
Um Ihnen die Techniken anschaulicher zu machen, finden Sie dazu jeweils Videos als Link.
WAS KANN ICH TUN, DASS BEIM POSITIONIEREN MEINES ANGEHÖRIGEN IM BETT KEINE HAUTRISSE ODER WUNDEN ENTSTEHEN?
Das Bewegen eines Patienten im Bett zu zweit
Ist Ihr Angehöriger bettlägerig und nicht mehr in der Lage, aktiv mitzuhelfen, nehmen Sie das Bewegen Ihres Angehörigen im Bett nach oben zu zweit vor:
-Positionieren Sie sich links und rechts des Bettes.
-Fahren Sie das Bett, wenn die Möglichkeit besteht auf Arbeitshöhe.
Das bedeutet, ungefähr in Höhe Ihrer Hüfte.
-Vergewissern Sie sich, wenn das Bett über Rollen verfügt, dass die Bremsen festgestellt sind.
-Bringen Sie wenn nötig oder möglich das Kopfteil des Bettes in eine flache Position.
-Entfernen Sie alle Kissen und die Bettdecke.
-Stellen Sie erst ein Bein Ihres Angehörigen an. Fassen Sie ihn dann auf dieser Seite am Hüftknochen und an der Schulter. Man nennt das "an den Massen fassen".
-Bewegen Sie Ihren Angehörigen ein wenig zur Seite von sich weg.
-Strecken Sie das Bein wieder aus, und verfahren Sie auf der anderen Seite ebenso.
-Fassen Sie jeweils mit einer Hand unter das Gesäß, mit der anderen unter ca. die Schulterblätter. Fassen Sie sich unter Ihrem Angehörigen an den Händen oder Unterarmen.
-Heben Sie nun Ihren Angehörigen nicht Richtung Kopfende. Es soll mehr ein Gleiten mit nur wenig Abstand Ihrer Unterarme zur Matratze sein.
-Bewegen Sie Ihren Angehörigen nach oben zum Kopfende hin.
-Achten Sie darauf, dass keine Falten in Unterlage und Matratze entstanden sind.
-Prüfen Sie dies, in dem Sie Ihren Angehörigen wie oben beschrieben nochmals zu jeweils einer Seite bewegen.
-Nun erfolgt die Freipositionierung Ihres Angehörigen mit entsprechenden Kissen.
Die Anleitung zum Freipositionieren finden Sie hier
Machen Sie nun Ihre Arbeitsschritte am Bett wieder rückgängig. Fahren Sie das Bett wenn möglich wieder in Bodennähe nach unten.
Bringen Sie das Kopfteil wieder in eine für den Patienten angenehme Position.
Bringen Sie das Bett wieder in seine angestammte Position und stellen Sie eventuelle Bremsen wieder fest.
Sind Bettgitter nötig, vergewissern Sie sich, dass diese wieder in die richtige Position gebracht wurden.
Alles zum Thema Bettgitter und deren Verwendung finden Sie hier
Hier finden Sie dazu das Video:
"Mobilisieren im Bett: Zum Kopfende bewegen" von I-care
Das Bewegen eines bettlägerigen Menschen, oder einem Menschen der noch mithelfen kann
Diesen Schritt können Sie auch alleine ausführen, wenn Ihr Angehöriger noch soweit fit ist, und er die Beine noch anstellen kann, wenn er auf dem Rücken liegt.
Im Sinne Ihrer Rückengesundheit empfiehlt sich aber immer eine weitere Person.
Es ist dafür ein Betthaltegriff über ihm vorhanden, an dem er sich festhalten kann:
-Bereiten Sie das Bett vor wie im oberen Punkt beschrieben.
-Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich am Haltegriff über ihm festzuhalten
-Bitten Sie Ihren Angehörigen, die Beine anzustellen
Stellen Sie sich entweder
-seitlich neben das Bett und unterstützen Sie das Gesäß bei der Bewegung nach oben
an das Kopfteil, und legen Sie Ihre Hände und Unterarme unter den Rücken des Patienten, und bewegen Sie Ihn so mit nach oben. Als Gleiten, ohne Zug.
Aber Achtung: Für Menschen mit Schulterbeschwerden ist ein Trapezgriff ungeeignet.
Das Bewegen des Patienten im Bett mit seiner Mithilfe ohne Haltegriff.
Auch hier geht es wieder darum, Ihren Angehörigen dabei zu unterstützen, seine eigentlich natürlichen Bewegungen mit Ihrer Hilfe auszuführen.
Hierbei wird der Patient wieder so nahe wie möglich zu Ihnen an die Bettkante geholt.
-Das Bett ist auf Arbeitshöhe gefahren, die Bremsen sind festgestellt, Kissen und andere Betteinlagen sind entfernt.
-Sie stellen seine Beine an, und halten die Füße auf der Matratze.
-Sie bitten nun Ihren Angehörigen, den Oberkörper etwas zu einer Seite zu drehen, und sich etwas nach oben zu schieben.
Sie unterstützen dabei, in dem Sie weiter die Füße festhalten, und dabei mit der anderen Hand am entlasteten Gesäßteil etwas Druck ausüben.
-Dann folgt die andere Seite mit dem selben Verfahren.
-Nach jeweils einer Bewegung nach links und rechts stellen Sie die Füße nach.
-Am Kopfende angelangt wird Ihr Angehöriger wieder mittig im Bett platziert, es folgt die Nachsorge.
Das Video dazu finden Sie hier:
"Bewegen im Bett: Vom Fuß zum Kopfende, teilweise Übernahme" von I-care
Das Bewegen eines Patienten im Bett alleine mit voller Übernahme ohne seine Mithilfe
Auch hier gibt es Möglichkeiten, dies auch alleine und schonend zu bewerkstelligen.
Sie bewegen Ihren Angehörigen quasi in Schlangenlinien nach oben.
-Fahren Sie das Bett wenn möglich wieder auf Arbeitshöhe.
-Stellen Sie etwaige Bremsen am Bett fest
-Stellen Sie dazu wieder das Kopfteil flach, und entfernen Sie alle Kissen aus dem Bett, inklusive dem Kopfkissen.
-Jetzt stellen Sie sich seitlich an das Bett, und beginnen, Ihren Angehörigen zu sich an den Bettrand zu holen.
-Stellen Sie dazu die Füße Ihres Angehörigen leicht an.
-Bewegen Sie dann die Beine auf sich zu, in dem Sie über die Beine greifen eine Hand neben dem Knie, eine Hand an Waden/ Schienbein.
-Dann schieben Sie den zum Fußende zeigenden Unterarm unter das Gesäß Ihres Angehörigen. Die andere Hand legen Sie unter den gegenüberliegenden Hüftknochen.
-Folgende Bewegung ist jetzt wichtig:
Bleiben Sie nicht aufrecht stehen und ziehen Ihren Angehörigen mit Armen und Rücken zu sich.
-Lassen Sie Ihren Angehörigen zu sich gleiten, in dem Sie mit ihrem Gesäß zurückgehen und leicht in die Knie.
So nutzen Sie Ihren ganzen Körper, um Ihren Angehörigen im Bett zu bewegen.
-Mit dem gleichen Ablauf bringen Sie nun den Oberkörper zu sich.
-Sie haben nun durch Kinästhetik Ihren Angehörigen zu sich an den Bettrand gebracht.
-Nun folgen die Schlangenbewegungen.
-Dazu arbeiten Sie über dem Oberkörper Ihres Angehörigen.
Legen Sie erst ihre rechte Hand unter das Gesäß Ihres Angehörigen, die andere Hand unter das Schulterblatt auf der Gegenüberliegenden Seite.
-Nun schieben Sie mit Ihrer rechten Hand am Gesäß Ihren Angehörigen nach oben, mit der linken Hand lassen Sie die Schulter mit nach oben gleiten.
Dann erfolgt der Wechsel.
-Legen Sie Ihre linke Hand über Ihrem Angehörigen und unter sein Gesäß. Ihre rechte Hand legen Sie unter das bei Ihnen liegende Schulterblatt und vollziehen die gleiche Bewegung.
-Führen Sie diesen Schritt ca 4x durch, und stellen Sie die Beine dann wieder an.
-Wenn Ihr Angehöriger am Kopfende angekommen ist, bringen Sie wie im ersten Schritt beschrieben den Oberkörper wieder mittig in das Bett, dann die Hüfte auf die gezeigte Weise und zum Schluss die Beine.
Im Anschluss erfolgt nur noch die Nachsorge.
Hier finden Sie dazu das Video :
Achten Sie auch auf sich selbst!
Im Interesse Ihrer eigenen Gesundheit und der Ihres Rückens sollten Sie aber so oft als möglich versuchen, für das Positionieren Ihres Angehörigen im Bett nach oben, wenn er nicht mehr mithelfen kann, eine weitere Person zu finden und dies wenn möglich nur zu zweit durchzuführen.
Führen Sie das Positionieren alleine durch, versuchen Sie so weit es geht nach der Kinästhetik zu arbeiten.
Selbst eine sehr leichte Person, die Sie mit Körperkraft seitlich anheben und nach oben befördern können geht über kurz oder lang direkt auf Ihren Rücken!
Eine Faustregel in der Pflege ist:
Passen Sie auf Ihren Rücken auf. Sie haben nur diesen einen!
Zum Thema Kinästhetik und rückenschonendes Bewegen Ihres Angehörigen
im Bett hier noch eine weiterführende Videoreihe der Märkischen Kliniken:
"Bewegen statt Heben"- Kineasthetic für pflegende Angehörige Teil 1"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegende Angehörige Teil 2"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegende Angehörige Teil 3"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegenden Angehörige Teil 4"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegende Angehörige Teil 5"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegende Angehörige Teil 6"
"Bewegen statt Heben"- Kinaesthetic für pflegendde Angehörige Teil 7"
Quellen:
Youtube Thieme Icare,
Youtube Märkische Kliniken

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Hilfsmittel zur Bewegung
Ihres Angehörigen im Bett
Zur Bewegung Ihres Angehörigen in seinem Bett gibt es einige Hilfsmittel. Diese Hilfsmittel können Ihnen den Pflegealltag sehr erleichtern.
Im Folgenden stelle ich Ihnen einige davon vor.
Der Bettgalgen mit Triangelgriff
Der Bettgalgen wird am Kopfende des Bettes angebracht. An einem festen Gurt ist ein Triangelgriff angebracht.
Er wird dazu verwendet:
-Dass sich der Patient selbst im Bett aufrichten kann
-Um selbst sein Gesäß anheben zu können.
-Um sein Bett durch festhalten am Griff leichter verlassen und besteigen zu können.
Die Bettleiter
Die Bettleiter wird am Fußende des Bettes angebracht.
Die Bettleiter sieht aus wie eine Strickleiter. An ihr kann sich der Pflegebedürftige in eine Sitzposition ziehen, Sprosse für Sprosse.
Hier finden Sie das Video:
"Hilfsmittel zur Selbsthilfe- Bettleiter aus Holz" vom Pflege Kanal
Gürtel oder Seil
Diese werden am Bettgitter angebracht und dienen dazu, dass sich ein Mensch im Bett selbständig in eine Seitenlage ziehen kann
Gleitmatten
Gleitmatten erleichtern das Bewegen eines Menschen im Bett ungemein, und reduzieren die Scherkräfte.
Gleitmatten sind aus gleitfähigem Material.
Sie werden vor der Bewegung des Patienten unter dessen Körper gebracht und nach der Bewegung nach oben wieder entfernt.
Hier finden Sie das Video:
"Pflegebedürftige bewegen mit dem Gleittuch" der Märkischen Kliniken
Der Bettlakenlift
Ein Bettlakenlift besteht aus einem festen Rahmen, einem Motor und einer Transportwelle.
In den Bettlakenlift eingespannt ist ein 4 Meter langes Baumwollbettlaken.
Rutscht der Pflegebedürftige Richtung Fußende, kann er über die Rolle am Kopfende zusammen mit dem eingespannten Laken nach oben transportiert werden.
Hier finden Sie das Video:
"Pulla-das transportierende Bettlaken" von aacurat
Das Pflegebett
Ein wichtiges Hilfsmittel in der Pflege ist natürlich das Pflegebett.
Es entlastet nicht nur dadurch, dass man es auf die Höhe fahren kann auf der man arbeiten möchte.
Dadurch dass man sämtliche Teile verstellen kann, kann man seinen Angehörigen zum Beispiel durch die Unterstützung des Gesäßes auch an einem Hinunterrutschen zum Fußende hindern.
Infos zum Thema Pflegebett finden Sie hier
Hier finden Sie das Video:
"Pflegebetten- Was kann ein Pflegebett und wie bekomme ich es?" von Christian Pasligh
Quellen:
Youtube. Christian Pasleigh
Youtube: aacurat
Youtube: Pflege Kanal
Youtube: Märkische Kliniken

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Hochziehen Ihres Angehörigen
im Bett
-Zu empfehlen und zu vermeiden
Es gibt natürlich einige Dos und Don`ts beim Bewegen Ihres Angehörigen im Bett. Vor allem, wenn Sie Scherkräfte und Hautrisse vermeiden und auf Ihren Rücken achten wollen.
Do`s:
Ihr eigener Körper
-Sehen Sie sich die Videos an, und machen Sie sich mit den Techniken der Kinästhetik vertraut.
-Seien Sie sich nicht zu Schade, andere um Hilfe zu bitten bei der Bewegung Ihres Angehörigen im Bett.
Hilfsmittel
-Informieren Sie sich über mögliche Hilfsmittel. Oft steht die zarte Ehefrau Ihrem gestandenen Mann als Pflegebedürftigen gegenüber, den sie nun im Bett bewegen soll.
-Wenn Ihr Angehöriger noch einige Bewegungen durchführen kann, fördern Sie diese, statt sie mit zu übernehmen.
-Das kann das eigene Anstellen der Beine sein oder dass er seinen Oberkörper mit Hilfe eines Trapezgriffes über ihm am Bettgalgen noch selbst aufrichten kann.
Verwenden Sie an Hilfsmitteln, was möglich ist.
Hautpflege
-Achten Sie auf eine gute Hautpflege Ihres Angehörigen.
-Seine Haut kann nicht mehr selbst viel Feuchtigkeit speichern.
Das bedeutet, sie ist von sich aus schon trocken und spröde.
-Nicht regelmäßig mit Feuchtigkeit versorgte Haut reißt schneller.
Flüssigkeit und Ernährung
-Achten Sie auf eine gute Flüssigkeitsaufnahme.
-Beachten Sie vor allem, dass sich Altershaut zu Pergamenthaut auswachsen kann nach einigen Tagen ohne Flüssigkeit. Bei Pergamenthaut reicht oft schon leichtester Zug, um sie zum Reißen zu bringen.
Schwerkraft und Bewegung
-Wann immer Sie Ihren Angehörigen bewegen wollen, bedenken Sie, dass sein Körper durch die Schwerkraft in Bett oder Stuhl eingesunken ist. Lösen Sie seinen Körper erst von der Unterlage.
-Versuchen Sie sich vorzustellen, wie seine natürlichen Bewegungen in dieser Situation wären.
-Bringen Sie seinen Körper in die Position dazu und helfen Sie ihm dann beim Ausführen der Bewegungen.
-Bedenken Sie, dass ein Arbeiten auf der Matratze, um Ihren Angehörigen zu bewegen immer ein Gleiten sein sollte. Kein Heben, Schieben oder Ziehen über die Matratze.
-Achten Sie auch immer auf die Fersen, den Steiß und die Wirbelsäule Ihres Angehörigen. Auch sie können von Scherkräften betroffen sein
Vorbereitung des Bettes
-Wenn Sie ein Pflegebett für Ihren Angehörigen zur Verfügung haben, stellen Sie das Bett erst ungefähr auf Ihre Hüfthöhe, um gut arbeiten zu können.
-Stellen Sie das Kopfteil flach, bevor Sie Ihren Angehörigen im Bett nach oben bewegen.
-Bevor Sie Ihren Angehörigen nach oben positionieren, drehen Sie ihn erst einmal nach links und rechts, um die Hautstellen zu lösen.
Dont`s:
Ihr eigener Körper
-Verfallen Sie nie auf den Gedanken, Hilfsmittel nicht zu brauchen oder eine zweite Person, Sie stemmen das schon alleine.
Sie bezahlen das mit Ihrem Rücken!
-Arbeiten Sie nicht mit reiner Kraft aus dem Rücken und den Armen. Das bedeutet zur Bewegung Ihres Angehörigen auch immer ein Ziehen an ihm.
Arbeiten am Bett
-Arbeiten Sie nie gegen ein hochgestelltes Kopfteil!
-Bewegen Sie Ihren Angehörigen NIE an einem Kleidungsstück!
Eine Naht eines Pullovers unter den Achseln, die unter Zug gerät kann tiefe Wunden verursachen, besonders bei Menschen mit Pergamenthaut!
-Verwenden Sie keine zu enge Kleidung bei Ihrem Angehörigen. Auch sie kann beim An- und Ausziehen Scherkräfte verursachen.

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Das Kapitel für Eilige
-Auf einen Blick
Die wichtigsten Infos zum Thema Scherkräfte finden Sie hier auf einen Blick in Stichpunkten.
Scherkräfte
Mechanismus:
Körper wird durch Schwerkraft in Unterlage gezogen. Bei Zug bewegt sich nur das Skelett, Haut und Unterhaut bleibt vor Ort
Folge:
Im Körperinneren:
Zerreißen von dazwischenliegenden Fettgewebe, Faszien und kleinen Blutgefäßen
- Begünstigung eines Dekubitus
An der äußeren Haut:
Ablederungswunden und Hautrisse
Ursachen:
"Schleifen" eines Körpers über eine Unterlage entgegen der Schwerkraft
Situationen:
"Hochziehen" des Patienten im Bett über Kopfteil, gefasst unter den Achseln
"Hochziehen" des Patienten in einem Stuhl
Entstandene Wunden:
-Hautrisse
- Abschürfungen
-zurückgeschobene oberste Hautschicht
Lokalisation von Wunden durch Scherkräfte:
Im Körper:
Vor allem im Gesäßbereich
An der Außenhaut:
-Unter den Achseln (Schulterblätter (kleben noch auf Unterlage)
-Fersen (Fersen liegen fest auf Matratze auf)
-Steißbein (Steißbein liegt bei Zug noch fest auf Matratze)
-Entlang Wirbelsäule
Vorbeugende Maßnahmen:
-Kein Ziehen des Patienten über Oberflächen, wie z.B. Matratze
- Anwenden von Hilfsmitteln und Kinästhetik
-Gute Hautpflege
-Keine zu enge Kleidung
-Kein Ziehen an Kleidung, z.B. am Oberteil um Patienten im Bett nach oben zu bewegen
-Vorheriges Lösen des Körpers von der Unterlage durch leichtes Drehen nach links und rechts des Körpers vor Bewegung im Bett
-Nach Möglichkeit Positionsveränderungen im Bett immer mit zwei Personen durchführen oder Hilfsmitteln und Kinästhetik.
