Ulcus cruris arteriosum
Die Fragen und Antworten
Von Susanne Fröhlich-Wagner
Inhaltsverzeichnis:
Ulcus cruris arteriosum- Das Raucherbein-Definition und Entstehung
PAVK- Die periphere arterielle Verschlusskrankheit- Ursachen und Mechanismus
PAVK- Die Schaufensterkrankheit- Die Stadien
PAVK- Die Diagnose und Therapie
Ulcus cruris arteriosum- Diagnose, Merkmale und Unterschiede
Ulcus cruris arteriosum- Die Wundversorgung
PAVK und Ulcus cruris arteriosum- Zu empfehlen und zu vermeiden
Von Susanne Fröhlich-Wagner
Ulcus cruris arteriosum
-Das "Raucherbein"
Definition und Entstehung

Die andere Variante von offenen Beinwunden, anders als das Ulcus cruris venosum, sind die Wunden, die auf Grund von Problemen mit Arterien entstehen.
Im Volksmund wird diese Art des offenen Beines gerne als "Raucherbein" bezeichnet.
Die korrekte Bezeichnung ist Ulcus cruris venosum. Ein Wundgeschwür am Unterschenkel, verursacht durch Durchblutungsstörungen in den Arterien.
Wo treten Wunden auf, die durch Probleme mit den Arterien im Bein verursacht werden?
Diese Art Wunde findet man am Häufigsten an den Zehen, der Ferse oder an der Außenseite des Unterschenkels.
Allerdings kann man alleine an der Stelle, an der eine Wunde auftritt nicht festmachen, um welche Art von Wunde es sich handelt oder was der Auslöser ist.
Besonders in höherem Alter können chronische Wunden auch durch äußere Einflüsse an den besagten Stellen entstehen. Zum Beispiel durch Diabetes Mellitus und einen drückenden Schuh.
Die Wundart, Auslöser und Therapie sollten deswegen immer von einem Arzt festgestellt werden.
Wie entsteht eine Wunde am Bein durch Durchblutungsstörungen in den Arterien?
Eine solche Wunde entsteht wenn durch einen teilweisen Verschluss in der Arterie bestimmte Körperteile und Gewebe wie die Ferse oder Zehen nicht mehr mit Blut und Nährstoffen versorgt werden.
Dadurch werden die Zellen und die Haut beschädigt, die Haut öffnet sich.
Die Krux an der ganzen Sache ist, dass durch die Durchblutungsstörungen auch die Wundheilung gestört ist.
Aus diesem Grund zählt man ein Ulcus cruris zu den chronischen Wunden. Die lange Abheilungsdauer ist durch die Ursache bereits vorauszusehen.
Hier finden Sie das Video:
"Ulcus cruris venosum und arteriosum: Definition, Entstehung & Wundbeschreibung" von DRACO
Was sind chronische Wunden?
Chronische Wunden sind lang anhaltende und schlecht heilende Wunden.
Sie entstehen nicht nur als Ulcus cruris. Chronische Wunden können überall am Körper entstehen.
Sie erhalten ihren Namen nicht durch die Ursache, sondern durch die lange Dauer der Heilung und die vorliegenden Wundheilungsstörungen.
Einige Wunden wie ein Ulcus cruris oder ein Dekubitus werden von Anfang an als "chronisch" klassifiziert, da ihre lange Heilungsdauer eine feststehende Tatsache ist.
Was ist die Gefahr bei chronischen Wunden?
Die Wundheilungsstörung bei chronischen Wunden wie zum Beispiel hier einem Ulcus cruris bestehen von Anfang an. Das bedeutet, der Körper legt die "schützenden Netze" nicht von Beginn an über die Wunde. Bakterien etc. können ungehindert eindringen.
Durch die lange Zeit der Hauteröffnung und den Wundheilungsstörungen kommt es zu "Nebenwirkungen".
Welche "Nebenwirkungen" haben chronische Wunden?
Der bessere Ausdruck für Nebenwirkungen ist die Bezeichnung "Merkmale".
Merkmale einer chronischen Wunde können sein:
-Die Infektion mit Krankheitserregern durch die lange Zeit der Hauteröffnung
-Unangenehmer Geruch durch die eindringenden Bakterien
-Schmierige, gelblich Beläge. Die Wunde versucht, schützenden Fibrinbelag zu bilden. Die Wundheilung schreitet aber nicht weiter voran. Das Fibrin wird wieder zersetzt und wird schmierig. Ein solcher Belag muss auch immer entfernt werden, da er die Wundheilung zusätzlich behindert.
Die Wundumgebung schwillt an, schmerzt und wird rot.
Die Wunde nässt. Man hat oft einiges an Exsudat an den Wundauflagen. Das kann rötlich, gelblich oder klar sein und ist die sich absondernde Wundflüssigkeit.
Hier finden Sie die Videos:
"Wundreinigung Debridement bei chronischer Wunde" von DRACO
Debridement- Wundreinigung Nekrosen und Wundbeläge entfernen von DRACO
Was ist die Ursache dafür, dass ein Zeh oder die Ferse nicht mehr mit Blut versorgt werden und solche Wunden entstehen?
Ursache hier, für einen diagnostizierten Ulcus cruris arteriosum ist eine Erkrankung, die man "periphere arterielle Verschlusskrankheit" nennt, die PAVK.
Man kann diese Durchblutungsstörung auch äußerlich erkennen. Fußnägel können sich verändern und verfärben. Das betroffene Bein wirkt blass, kalt. Die Haut kann sich bläulich verfärben.
Die Erkrankung kann soweit fortschreiten, dass ein Zeh, der durch die mangelnde Blutversorgung schwarz geworden ist amputiert werden muss.
Die PAVK, die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist ursächlich für ein Ulcus cruris arteriosum.
Bekannt ist diese Erkrankung auch als Schaufensterkrankheit.
Das Ulcus cruris arteriosum, die Wunde die am Ende einer PAVK entsteht wird dagegen gern als Raucherbein bezeichnet.
Was sind die Hauptrisikofaktoren der PAVK?
Als Hauptrisikofaktoren gelten das Rauchen und Diabetes mellitus.
Da auch Diabetes einen Risikofaktor darstellt, ist die Bezeichnung "Raucherbein" nicht zutreffend. Ein Diabetiker muss nicht gleichzeitig Raucher sein, um an einer PAVK zu erkranken.
Wo liegt das Problem bei der arteriellen Verschlusskrankheit?
Bei der arteriellen Verschlusskrankheit liegt das Problem nicht bei den Venen und ihren Klappen wie bei der chronisch-venösen Insuffizienz, die ein Ulcus cruris venosum auslösen kann.
"Schuld" ist hier ein langsamer Verschluss einer Arterie, die das Bein mit Blut, Nährstoffen und Sauerstoff versorgen soll.
Irgendwo entlang der Beinarterie legen sich in der Arterie Ablagerungen an, die die Vene langsam verschließen.
Merkt man als Betroffener, wenn sich eine Arterie im Bein langsam verschließt?
Ja, der Betroffene merkt es.
Zumindest wenn der Verschluss weiter fortgeschritten ist.
Es entstehen Schmerzen beim Laufen in den Unterschenkeln, die in einem bestimmten Stadium den Betroffenen zwingen, stehen zu bleiben.
Deswegen wird diese Erkrankung auch
"Schaufensterkrankheit" genannt.
Was ist die Ursache, dass durch diese Krankheit Beinwunden entstehen?
Die Ursache ist nicht wie beim Ulcus cruris venosum ein Zuviel an Blut und damit Giftstoffen in den Beinen, sondern zu wenig Blut, Nährstoffe und Sauerstoff.
Was passiert in dem Bein durch das Zuwenig an Blut?
Gewebe braucht Sauerstoff und Nährstoffe, um versorgt zu sein.
Der Sauerstoff kommt mit dem Blut aus der Arterie zu
dem Gewebe.
Wenn sich eine Arterie langsam verschließt, kommt auch immer weniger Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen zu dem betroffenen Gewebe.
Ohne Sauerstoff und Nährstoffe passiert das Gleiche mit den Zellen, das passiert wenn sich Giftstoffe ablagern: Sie sterben von innen heraus ab.
Die Haut eröffnet sich, es kommt bis zum Absterben des betroffenen Zehs oder dem Bereich der Ferse.
Wie kann ich eine mögliche PAVK bei meinem Angehörigen erkennen?
Eine mögliche PAVK ist durch den Belastungsschmerz beim gehen oft zu erkennen. Allerding kann dies nur ein Hinweis auf eine mögliche PAVK sein.
Wie bei vielen anderen Erkrankungen können auch andere Ursachen verantwortlich für den Belastungsschmerz sein. Bei einem Verdacht sollte deswegen auch immer der Arzt informiert werden.
Hier finden Sie das Video:
Von Susanne Fröhlich- Wagner
PAVK- Die periphere arterielle Verschlusskrankheit
Ursachen und Mechanismus

Eine Ulcus cruris arteriosum- Wunde entsteht nicht von heute auf morgen.
Vielmehr handelt es sich dabei um einen Endzustand der "peripheren arteriellen Verschlusskrankheit" wie die "Schaufensterkrankheit" im Fachjargon heißt.
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit läuft in Stadien, also dem Grad der Einengung der Arterie und den damit verbundenen Beschwerden ab.
Wie sieht das erste Stadium einer PAVK aus?
Im ersten Stadium ist die Diagnose einer PAVK meist ein Zufallsbefund.
Es wären bei einer ärztlichen Untersuchung zwar Einengungen der Arterie erkennbar.
Da die PAVK in diesem Stadium aber noch keine Beschwerden verursacht, bleibt sie hier meist unentdeckt.
Wie muss man sich das zweite Stadium einer PAVK vorstellen?
In diesem Stadium können Sie oder Ihr Angehöriger die Krankheit selbst bemerken.
Ihr Angehöriger ist in der Lage, eine Strecke von über 200 Meter zu laufen. Dann allerdings bekommt er Schmerzen in den Waden und Oberschenkeln und muss stehenbleiben.
Das Charakteristische hier:
Die Schmerzen lassen im Stehen nach. Der Grund ist, weil die Beinmuskulatur in Ruhe weniger Sauerstoff braucht. Sie entspannt sich wieder.
Man nennt dieses Stadium 2a.
In Stadium 2b beträgt die Wegstrecke, die Ihr angehöriger laufen kann weniger als 200 Meter, bis die Schmerzen eintreten.
Wie sieht das dritte Stadium der PAVK aus?
Im dritten Stadium einer PAVK treten die Schmerzen nicht mehr nur bei Bewegung sondern auch in Ruhe auf. Das hat mit dem Grad, in dem die Arterie inzwischen eingeengt ist zu tun.
Wichtig ist hier zu wissen, dass der Schmerz beim Hochlagern der Beine eher schlimmer als besser wird. Durch das Hochlegen wird der arterielle Blutfluss in die Beine weiter beeinträchtigt.
Welche Auswirkungen hat das vierte Stadium einer PAVK?
Im vierten Stadium tritt zusätzlich zum Ruheschmerz ein Ulcus cruris arteriosum auf.
Werden Sie also auf jeden Fall hellhörig, wenn Ihr Angehöriger über Schmerzen beim Laufen klagt.
Kann eine PAVK auch unbemerkt die Stadien bis zum Ulcus cruris arteriosum durchlaufen?
Leider ja.
Diabetes mellitus sorgt durch eine Störung der Nerven für sogenannte Empfindungsstörungen. Das bedeutet, die Schmerzen in den Beinen wären zwar da, können aber nicht oder nicht in dem Maße wahrgenommen werden, dass man von einer Erkrankung ausgehen würde.
Ein anderer Grund ist, dass viele ältere Menschen immobil wären, oder durch eine andere Erkrankung des Bewegungsapparates keine Strecken bis 200 Meter mehr bewältigen können.
Auch hier zeigt sich die PAVK oft erst, wenn der Ruheschmerz oder gar ein Ulcus auftritt.
Hier finden Sie das Video:
"Die vier Stadien der PAVK nach Fontaine" von Pflege Kanal
Von Susanne Fröhlich-Wagner
PAVK- Die Schaufensterkrankheit
-Die Stadien

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Quelle: Herzstiftung.de
PAKV
-Die Diagnose und Therapie

Die Diagnose und Therapie einer PAVK und damit auch eines Ulcus cruris arteriosum als Ausdruck des Endstadiums ist ein weites Feld.
Wie wird eine PAVK diagnostiziert?
Neben der Abfrage der Krankheitsgeschichte und Vorerkrankungen wie Herzleiden und Diabetes mellitus kommt der Ultraschall zum Einsatz.
Mit dieser Bildgebung lassen sich Einengungen der Arterien erkennen.
Bei der Untersuchung der Arterien wird außerdem die Messung des Blutdruckes verwendet.
Man misst den Blutdruck am Fußknöchel und am Arm. Diese beiden Werte werden in Vergleich gesetzt. Wenn der Vergleichswert ein gewisses Maß unterschreitet geht man von einer PAVK aus.
Hier finden Sie das Video:
"ABI Messung: Diagnose von Durchblutungsstörungen der Arme und Beine" von DRACO
Zum Thema Therapie bei PAVK hat die Deutsche Herzstiftung am 30.11. 2022 einen Artikel veröffentlicht, den ich hier gerne zitieren möchte.
Zitat:
"PAVK- Was tun, wenn Gefäße stark verstopft sind?
Sind bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit die Ablagerungen schon ausgeprägt, hilft oft nur ein Eingriff per Katheter oder OP.
Wenn die PAVK so weit fortgeschritten ist, dass Schmerzen bereits in Ruhe auftreten und infolge der Durchblutungsstörungen chronische, schlecht heilende Wunden an Bein oder Fuß vorliegen oder gar eine Amputation droht, ist ein gezielter Eingriff in die Gefäßstruktur angezeigt, um die Durchblutung wieder herzustellen.
Auch bei manchen Patienten die eigentlich noch im Stadium 2 sind ist ein Gefäßeingriff hilfreich, etwa wenn Medikamente nicht wirken oder ein Gehtraining nicht umsetzbar ist und der Leidensdruck sehr hoch ist.
Eine solche Gefäßwiedereröffnung (Revaskularisierung) kann entweder durch einen (Ballon-) Katheter-Eingriff geschehen- das ist der bevorzugte Weg. Oder es kann ein chirurgischer Eingriff erfolgen.
Ein kompletter Arterienverschluss ist immer ein Notfall.
Wann Katheter-Eingriff, wann Operation?
Mit Hilfe der bildgebenden Verfahren- Ultraschall oder Angiographie- können Gefäßspezialisten feststellen, wie ausgeprägt die Verengung der peripheren Gefäße ist und ob eine Revaskularisierung überhaupt möglich ist.
Nach Abwägung aller Risiken fällt dann die Entscheidung für einen Kathetereingriff oder eine Bypass-Operation in Abhängigkeit vom Körperbereich, in dem ein verengtes Gefäß liegt, und ob es sich um eine örtlich relativ begrenzte Verengung (Stenose) bzw. einen kurzen oder langen Verschluss handelt.
Liegen mehrere verschiedene Verengungen vor, besteht auch die Möglichkeit, beide Verfahren zu kombinieren.
Interventionelle Verfahren zur Revaskularisation
In diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel an technischen Fortschritten getan- sowohl bei der optischen Kontrolle während des Eingriffs auch bei den verwendeten Materialien.
Nur noch wenige komplexe Situationen, etwa mit sehr stark verkalkten Gefäßen und langstreckige Schäden machen daher eine Operation unumgänglich.
Die Erfolgsraten für das Wiedereröffnen eines Gefäßes liegen bei deutlich über 90%
Standardverfahren ist eine sogenannte perkutane transluminale Angioplastie.
Dabei wird in der Regel von der Leiste ausgehend ein millimeterdünner, biegsamer Schlauch (Katheter) unter Röntgenkontrolle in die Arterie bis zur Engstelle vorgeschoben.
Dort wird meist ein darauf montierter Ballon vorsichtig so aufgeblasen, dass er die Ablagerungen fest an die Gefäßwand presst (Ballonkatheter).
So kann das Blut wieder besser strömen und Beine und Fuß ordentlich versorgen.
Zum Teil sind die verwendeten Katheter nochmals extra beschichtet, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Paclitaxel oder Sirolimus. Dies soll Entzündungen und Gewebewachstum bremsen. Die gleichzeitige Stentimplantation ist bei einem solchen Eingriff eine zusätzlich Behandlungsoption.
Dabei wird ein filigranes Drahtgeflecht im Gefäß platziert, um diese dauerhaft offen zu halten. Auch die Stents sind teilweise mit Medikamenten beschichtet, die erneute Ablagerungen verhindern sollen.
Neben dem überwiegend genutzten Ballonkatheter stehen weitere speziellere Verfahren zur Verfügung. Dies sind etwa die:
Atherektomie: Minimalinvasives Verfahren zum Säubern von Arterien,
Cutting-Balloon-Technik: Hauchzarte Messerklingen, die an der Ballonwand eines Katheters angebracht sind, lösen hartnäckige verkalkte Gefäßstellen
Rotationsthrombektomie: Ein Katheter mit einem speziellen Bohrer löst Gefäßablagerungen
Laserangioplastie: Eröffnung verkalkter Gefäße mittels Laser
Operative Verfahren
Ein ausgeprägter Verschluss oder Verengung über eine längere Gefäßstrecke von mehr als 25 cm oder Verengungen im Bereich von Gelenken sowie erneute Verschlüsse nach einem Kathetereingriff sind meist Anlass für einen chirurgischen Eingriff.
Doch auch durch eine OP wird die Grunderkrankung nicht geheilt, nur die Symptomatik einer PAVK verbessert. Daher ist es wichtig, dass anschließend streng darauf geachtet wird, die Risikofaktoren möglichst gut zu behandeln, damit die Gefäße offen bleiben.
Außerdem wird eine Dauertherapie mit einem gerinnungshemmenden Medikament empfohlen.
Thrombendarteriektomie:
Hier wird ein verengtes Gefäß längs aufgeschnitten und mit Hilfe eines speziellen Spatels aufgeschält- also von Ablagerungen vorsichtig befreit- und wieder zugenäht bzw. mit einem speziellen Kunststoffflicken stabilisiert.
Bypassoperation:
Hier bleibt der verschlossene Gefäßbereich bestehen. Stattdessen werden mit köpereigenen Gefäßen (meiste eine Vene, die möglichst am selben Bein entnommen wird) Überbrückungen gelegt. -Ähnlich wie bei einer Bypassoperation am Herzen.
Alternativ kann in Ausnahmefällen (am Bein selten) auch ein künstliches Gefäß aus Dacron, einer speziellen Polyesterphaser, verwendet werden ( Gefäßprothese)
Wenn gar kein Eingriff möglich ist- Was tun?
Wird bei der Vorabuntersuchung festgestellt, dass ein solcher Eingriff nicht möglich oder das damit verbundene Risiko zu groß ist, kommt eine medikamentöse Behandlung in Frage.
Dabei werden in erster Linie über mehrere Tage Infusionen mit dem Prostaglandin PGE1 oder dem Prostazyklin-Analog Ilomedin verabreicht. Diese Therapie zeigte in Studien einen positiven Effekt auf den Ruheschmerz und das Abheilen von Geschwüren.
Schlagen alle medikamentösen Maßnahmen nicht an oder schlagen die Revaskularisierungsversuche fehl, bzw. sind die Risiken eines Eingriffes zu hoch, dann ist manchmal eine Amputation von Zehen, Fuß, Unter- oder Oberschenkel unumgänglich,
um das Leben eines Patienten zu retten.
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei PAVK
Allgemeinmaßnahmen sind von großer Bedeutung für Patienten mit kritischen chronischen Durchblutungsstörungen. Dazu gehören:
-eine angemessene Schmerztherapie
-Schutz der betroffenen Gliedmaßen vor Druck (Verzicht auf Kompressionsstrümpfe) und Kälte (wirkt gefäßverengend)
-Präventive Fußpflege, um Wunden vorzubeugen oder Läsionen früh zu erkennen.
-Konsequente Reinigung und Desinfektion von vorhandenen Wunden plus eventuell der Einnahme von Antibiotika bei Wundinfektion
Tieflagerung der betroffenen Gliedmaßen beim Liegen und Schlafen unterhalb des Herzniveaus
-Wo möglich: Verzicht auf Substanzen/ Medikamente, die Gefäßverengend wirken wie z.B. Pseudoephedrin (in vielen freiverkäuflichen Kopfschmerz - und Erkältungsmitteln
-die optimale Therapie von begleitenden Herz- und Lungenerkrankungen
Plötzlicher Arterienverschluss- immer ein Notfall!
Meist ist die PAVK ein schleichender Prozess.
Doch mitunter kommt es dabei auch zu einem plötzlichen kompletten Arterienverschluss. Ein solcher akuter, ausgedehnter Verschluss einer Arterie im Arm oder Bein ist immer ein Notfall.
Hier muss möglichst schnell das Gefäß in der Klinik wieder eröffnet werden. Geschieht das innerhalb von sechs Stunden, kann die Extremität- bei PAVK meist das Bein-in den allermeisten Fällen gerettet werden.
Typische Anzeichen sind:
-Starke, peitschenhiebartige Schmerzen im betroffenen Bein oder Arm
-Blasse oder bläulich verfärbte Haut an betroffenen Gliedmaßen
-kein tastbarer Puls des betroffenen Körperteils, z.B. am Fußknöchel
-Taubheitsgefühl, Reize wie Hitze werden nicht mehr wahrgenommen am betroffenen Bein oder Arm
Bewegungsunfähigkeit/- einschränkung der Gliedmaße
Achtung: Auf keinen Fall Heizkissen zum Wärmen der Extremitäten oder durchblutungsfördernde Salben anwenden oder Coolpacks auflegen.
Stattdessen betroffene Gliedmaße einfach weich abpolstern, bis der Notarzt kommt." (Quelle: Herzstiftung.de)
Hier finden Sie das Video:
Wenn im Endstadium einer PAVK ein Ulcus cruris arteriosum auftritt wird auch hier per Ultraschalluntersuchung der Arterien wie bei der PAVK die Diagnose gestellt. Ein Ulcus cruris arteriosum hat ganz eigene Merkmale, sowie einige gravierende Unterschiede zu einem Ulcus cruris venosum.
Was sind die Merkmale eine Ulcus cruris arteriosum?
Es kommt bei einem Ulcus cruris artriosum zu einer blassen, kalten Haut an den Beinen. Der Betroffene selbst hat das Gefühl, dass das Bein kalt sie. Außerdem treten Schmerzen auf, die sich vor allem auch beim Hochlagern der Beine durch die Arterienverengung verschlimmern.
Es ist auch möglich, dass kein Fußpuls mehr spürbar ist.
Bei einem venösen Ulcus hat man es mehr mit dunklen Hautverfärbungen, Krampfadern und geschwollenen Beinen zu tun.
Was ist der große Unterschied zwischen einem venösen und einem arteriellen Ulcus cruris?
Die Unterschiede liegt nicht nur darin, dass es bei der einen Wundart Probleme mit den Venen und bei der anderen Probleme mit den Arterien gibt.
Der große, wichtige Unterschied ist die Kompression.
Es darf weder bei der Grunderkrankung noch im Anschluss der Wundversorgung eine Kompression des Beines erfolgen.
Wieso ist es so wichtig, dass bei dieser Wundart keine Kompression erfolgt?
Ein venöser Ulcus cruris kann doch auch nur mit Kompression heilen?
Man kann es sich ganz einfach vorstellen:
Man hat mit einem verstopften Abfluss zu tun, das Wasser fließt schlecht durch.
Und jemand drückt als "Lösung" von außen mit einer Zange das Rohr zusätzlich zusammen.
Der Effekt ist der selbe, wenn man bei verengten Arterien zusätzlich Druck von außen auf die Arterien, die "Rohre" bringt: Es geht gar nichts mehr.
Ist die Wundversorgung bei einem Ulcus cruris arteriosum eine andere?
Die direkte Wundversorgung im Vergleich zur Versorgung eines Ulcus cruris venosum nicht an sich nicht.
Da aber bestimmte Bereiche des Fußes nicht besonders gut, oder nicht mehr wirklich mit Blut versorgt werden kann es zu schwarzen, abgestorbenen Stellen, bzw. Zehen kommen.
In diesem Fall müsste die betroffene Stelle operativ entfernt werden.
Man nennt dies eine "Nekrose" oder "Gewebstod"
Wie wird die Grunderkrankung hier behandelt?
Die Grunderkrankung besteht hier nicht darin, dass Venenklappen nicht mehr schließen, und deswegen Blut und Flüssigkeit in den Unterschenkeln versackt wie bei einem venösen Ulcus.
Hier entstehen die Wunden, weil Gewebe eben nur noch wenig oder fast nicht mehr mit Blut versorgt werden. Dementsprechend muss auch die Grunderkrankung anders behandelt werden.
Wichtig ist hier auch, dass eventuelle Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus optimal mit Insulin eingestellt werden.
Wie wird bei einem Ulcus cruris arteriosum behandelt?
Hier wird vor allem darauf geachtet, dass die Durchblutung verbessert wird.
Das passiert:
-Durch Medikamente wie ASS, die das Blut verdünnen.
-Operativ, in dem die Durchblutung der Arterie wieder hergestellt wird, z.B durch einen Katheter
-Gegebenenfalls durch eine Amputation des betroffenen Zehs oder entfernen abgestorbenen Gewebes.
Weitere Maßnahmen sind natürlich die akkurate Wundversorgung und dass auf Nikotin verzichtet wird.
Den Ablauf der Therapie finden Sie in dem Artikel:
Von Susanne Fröhlich-Wagner
Ulcus cruris arteriosum
-Diagnose, Merkmale und Unterschiede

Von Susanne Fröhlich-Wagner
Ulcus cruris arteriosum
-Die Wundversorgung

Neben der Behandlung der PAVK muss natürlich auch die daraus entstandene Wunde, das Ulcus cruris arteriosum adäquat versorgt werden. Ihr Hausarzt oder behandelnder Arzt wird Ihnen hierfür eine Verordnung zur Wundversorgung ausstellen, sowie ein Rezept für die benötigten Materialen.
Da es sich bei einem Ulcus um eine chronische Wunde handelt, deren Auflagen sich auch nach dem Heilungszustand oder möglichen Wundinfektionen richtet, empfiehlt es sich, mit der Versorgung der Wunde einen ambulanten Dienst oder einen Wundmanager zu beauftragen.
Kann ich diese Wunde nicht selbst behandeln?
Bitte verzichten Sie unbedingt auf Hausmittel wie Salben oder gar herkömmlichen Honig. Es gibt Wundauflagen mit Manuka-Honig, die sehr gut wirken. Der Unterschied ist aber, dass es sich dabei um ein steriles Produkt handelt. Auch Salben in die Wunde einzubringen kann den Zustand verschlechtern, weil damit auch Bakterien in die Wunde gelangen.
Wie sieht eine Wundversorgung bei einem Ulcus cruris aus?
Eine Wundversorgung im medizinischen Bereich hat nichts mit einem einfachen Aufbringen eines Pflasters zu tun. Es kommt sehr darauf an, dass nur mit desinfizierten Händen und entsprechenden Handschuhen an die Wunde gegangen wird.
Es muss die Wundauflage vor und nach dem Abnehmen beurteilt werden. Hier geht es darum, wieviel Exsudat die Wunde absondert, wie das Exsudat aussieht, um den Wundgeruch.
Auch das Aussehen der Wunde an sich und die Hautumgebung sind wichtig in der Beurteilung.
Ein weitere wichtiger Punkt ist, dass man niemals über einer geöffneten Wunde spricht bei der Versorgung. Die Gefahr, dass Bakterien und Infekte durch Speicheltröpfchen in die Wunde gelangen ist groß.
Wie reinigt man eine Ulcus-Wunde?
Die Wundreinigung sowie auch das Debridement ist bei einer Ulcus-Wunde sehr wichtig.
Zur Reinigung verwendet man sterile Kompressen. Auf diese wird entweder ein Desinfektionsmittel gegeben oder eine Wundreinigungsflüssigkeit.
Hier ist es wichtig, auch die Einwirkzeiten zu kennen, sowie immer Kontakt zum Wundgrund herzustellen.
Was ist das Debridement?
Eine Ulcus-Wunde ist eine chronische Wunde durch Wundheilungsstörungen. Durch diese Wundheilungsstörungen bildet der Körper zwar Wundauflagen wie Fibrin. Fibrin entsteht, wenn die Blutgerinnung der Wunde aktiviert wird.
Die Krux an der Sache ist, dass es nach der Fibrinbildung bei einer chronischen Wunde nicht weitergeht.
Vielmehr blockiert hier das Fibrin die weitere Heilung. Auch findet man in und um Wunden oft ausgestorbene Hautfetzen. All das muss vor einer erneuten Aufbringen einer Wundauflage entfernen. Hierfür nimmt man sterile Kompressen und sterile Pinzetten zu Hilfe.
Mit was wird eine Ulcus Wunde abgedeckt?
Dafür gibt es verschiedene Wundauflagen. Meistens wird eine Ulcus-Wunde mit einer feuchten Auflage abgedeckt. Man hat entdeckt, dass Wunden in einem feuchten Milieu besser heilen.
Was den Auflagen gemein ist, dass sie meist mehrere Tage auf der Wunde verbleiben können, oft einen Wirkstoff in sich haben, und Exsudat, also das Wundwasser in die Auflage aufgenommen und von der Wunde entfernt wird.
Womit befestigt man eine Wundauflage auf einem Ulcus cruris arteriosum?
Das kommt darauf an.
Manche Wundauflagen besitzen eine eigene Klebefläche.
Meistens geschieht eine solche Wunderversorgung aber mit einer Wundauflage, einer Mullbinde und einem Watteverband zum Schutz vor weiteren Verletzungen.
Hier finden Sie die Videos:
"Ulcus cruris venosum und arteriosum: Definition, Entstehung & Wundbeschreibung" von DRACO
"Verbandswechsel chronische Wunde- Abnahme des Verbandes bei Ulcus cruris venosum" von Draco
"Wundreinigung Debridement bei chronischer Wunde- Verbandswechsel" von Draco
"Verbandswechsel: Anlegen des Verbandes und passende Wundauflage" von Draco
Von Susanne Fröhlich-Wagner
PAVK und Ulcus cruris arteriosum
-Zu empfehlen und zu vermeiden

Natürlich gibt es auch in Bezug auf PAVK und einem Ulcus cruris einiges, was zu empfehlen und zu vermeiden gilt.
Zu empfehlen:
Gehtraining
-Wenn bei Ihrem Angehörigen eine PAVK diagnostiziert wird, und es handelt sich um ein Stadium unter Stadium 3, animieren Sie Ihren Angehörigen regelmäßig zu einem Gehtraining.
Bei einer PAVK ist es möglich, dass die verengte Arterie sogenannte Bypäse bildet.
Das sind zusätzliche Gefäße die der Körper an der Arterie ausbildet, um eine Art Umleitung um die Verengung zu erschaffen.
Beobachtung
-Reagieren Sie frühzeitig auf Schmerzen in den Beinen Ihres Angehörigen
-Beobachten Sie die Haut Ihres Angehörigen regelmäßig.
Selbst wenn Ihr Angehöriger nicht mehr in der Lage sein sollte, Schmerz zu verspüren, so können Sie an Hand der Temperatur des Beines und der Hautfarbe trotzdem feststellen, ob es sich um Arterienprobleme handeln könnte.
-Reagieren Sie frühzeitig auf Wunden.
Auch eine Ulcus cruris artriosum Wunde in der Größe eines Stecknadelkopfes ist bereits eine chronische Wunde, die sich auch als solche verhalten wird.
Positionierung
-Positionieren Sie die Beine Ihres Angehörigen nach unten statt nach oben. Das erleichtert den arteriellen Blutfluss in den Beinen.
Kleidung
-Achten Sie auf weite, bequeme Kleidung. Auch Strümpfe sollten so weit sein, dass sie nicht einschnüren
Zu vermeiden
Bewegung
-Achten Sie ab Stadium 3 einer PAVK darauf, dass sich Ihr Angehöriger nicht körperlich anstrengt. Auch das Gehtraining sollte unterbleiben.
Grund hierfür ist, dass das Gewebe bei Bewegung mehr Sauerstoff und Nährstoffe braucht. Das kann ab Stadium 3 nicht mehr gleistet werden. Gewebe würde absterben.
Beobachtung
-Warten Sie bei Wunden oder kalten, blassen Beinen mit Schmerzen nicht auf plötzliche Besserung.
Stellen Sie Ihren Angehörigen einem Arzt vor.
Körperpflege
-Vermeiden Sie unbedingt kalte Güsse an den Beinen oder ein Auskühlen der Beine bei der Körperpflege. Kälte hat zur Folge, dass sich Gefäße zusammenziehen.
Achten Sie auch bei einem Wannenbad darauf, dass das Bad kurz gehalten ist, und die Wassertemperatur nicht heißer als 36 Grad. ist.
Positionierung
Lagern Sie die Beine Ihres Angehörigen nicht erhöht
Kleidung
-Legen Sie Ihrem Angehörigen keine Kompressionsstrümpfe an.
-Vermeiden Sie Schuhe, die die Zehen oder den Fuß einengen könnten.
-Achten Sie besonders bei der Pediküre darauf, keine Verletzungen oder Einrisse an der Nagelhaut zu verursachen.